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Nachhaltiges Waldmanagement

Deutschlands Landesfläche ist zu rund einem Drittel mit Wald bedeckt. Diese Wälder erbringen für die Gesellschaft verschiedene Ökosystemleistungen, wie zum Beispiel den Schutz der biologischen Vielfalt, Kohlenstoffspeicherung, die Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten und die Holzproduktion. In einem nachhaltigen Management findet die Betreuung und Nutzung unserer Wälder und Waldflächen auf eine Weise und in einem Ausmaß statt, welche deren biologische Vielfalt, Produktivität, Regenerationsfähigkeit und Vitalität erhält. Gleichzeitig stellt ein nachhaltiges Waldmanagement sicher, dass heute und in Zukunft wichtige ökologische, wirtschaftliche und soziale Leistungen auf lokaler, nationaler und globaler Ebene erfüllt werden können, ohne Schäden an anderen Ökosystemen zu verursachen (Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (FOREST EUROPE, Helsinki-Deklaration, 1993).


Das multifunktionale integrative Waldmanagement ist ein Konzept, das durch die gleichrangige Berücksichtigung der verschiedenen Ökosystemleistungen ein verantwortungsvolles und nachhaltiges Management des Waldes sicherstellen soll. Das Konzept ist heute in der Nationalen Waldstrategie 2050 als Leitbild verankert, mit dem Ziel Waldökosysteme und ihre Leistungen auch in Zukunft zu erhalten und zu stärken. Gerade in Zeiten der sich verschärfenden klimatischen Extremwetterereignisse zeigt sich mit Hitzesommern und gravierenden Trockenschäden am Wald und flächendeckendem Absterben von beispielsweise Fichtenwäldern, wie bedeutend ein ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Management ist.

Was sind Marteloskope?

Marteloskope sind meist 1 Hektar große waldbauliche Übungs- und Demonstrationsflächen, die es mit Hilfe einer Software ermöglichen waldbauliche Strategien und Konzepte virtuell auszuprobieren und nachzuvollziehen. Doch wie genau kann man sich das vorstellen? Dazu werden die forstwirtschaftlich relevanten Daten der Waldfläche, wie z.B. die Baumart, die Baumhöhe und der -durchmesser, der Totholzanteil und vorhandene Baummikrohabitate aufgenommen und kartiert.

Zudem wird für jeden einzelnen Baum in der Fläche der ökonomische Werte erfasst, welcher sich u.a. aus dem Stammumfang, dem Vorrat, den einzelnen Qualitätsklassen des Baumes und dem lokalen Holzmarktpreis errechnet. Auch der ökologischer Wert jedes Baumes wird kalkuliert, indem Mikrohabitate (z.B. der Bewuchs mit Pflanzen, Pilzen, oder das Vorkommen von Spechthöhlen) in einem Katalog erfasst werden. Je nach Seltenheit und Dauer der Entwicklung werden für die Berechnung unterschiedlich hohe Punktzahlen verteilt). 

Durch diese umfassende und vollständige Kartierung aller Merkmale, können die ökologischen und ökonomischen Folgen berücksichtigt werden, die entstehen, wenn beispielsweise ein ökonomisch ertragreicher Baum entnommen werden soll, der aber gleichzeitig vielleicht auch ein ökologisch wichtiger Habitatbaum ist. So lassen sich forstliche Entscheidungsprozesse visualisieren und gleichzeitig nachvollziehbar vermittelt werden, wie verschiedene Ökosystemleistungen berücksichtigt werden können. Dies ermöglicht eine Diskussion über die verschiedenen Perspektiven und potenziellen Konsequenzen forstlicher Maßnahmen auf diese Werte.

Marteloskope – ein Einblick

Marteloskope sind Demonstrationsflächen im Wald, in denen die wesentlichen Parameter aller Bäume in Bezug auf ihren ökonomischen und ihren ökologischen Wert (Biodiversität) mithilfe einer Software virtuell erfasst sind. Auf Basis dieser Informationen können auf der Fläche mit einem Tablet Auswirkungen waldbaulicher Maßnahmen virtuell durchgespielt werden. Mehr über Marteloskope

Welche Rolle spielen Marteloskope im Projekt? 

In der Vergangenheit wurden Marteloskope vor allem genutzt, um eine Diskussion über Managementziele von forstlichen Akteur:innen und politischen Entscheidungsträger:innen zu ermöglichen. 

In Martelkom werden Bürger:innen eingeladen, an Marteloskop-Übungen teilzunehmen und damit einmal Förster:in zu spielen – also die Abwägungsprozesse im Wald selber nachzuempfinden, zu gestalten und zu diskutieren. Gleichzeitig bilden die Marteloskope aus wissenschaftlicher Sicht spannende Werkzeuge für qualitative Forschung in den Sozialwissenschaften, indem wir während der Marteloskop-Übungen die Interaktion und Begegnung zwischen Forstleuten und Bürer:innen im Wald untersuchen. Dadurch wollen wir einerseits die Kommunikation zwischen diesen Akteur:innen erforschen und andererseits das Potential von Marteloskopen als Kommunikationsinstrument für integratives Waldmanagement verstehen. Zudem sollen die Marteloskope zum Abschluss des Martelkom-Projekts um einen neuen Parameter erweitert werden: die Erholungsfunktion.

Marteloskope- Übungsflächen

Das European Forest Institute (EFI) fördert seit über 20 Jahren die Einrichtung von Marteloskop-Übungsflächen. Europaweit gibt es derzeit mehr als 200 Marteloskope, und regelmäßig werden neue Flächen installiert. Diese sind gemeinsam im 2017 gegründeten Europäischen Integrate-Netzwerk organisiert. Zum Netzwerk gehören neben den Vertreter:innen der Forstpraxis über die Marteloskope auch ein politisches Netzwerk, das sich aus 19 Mitgliedsstaaten sowie Vertreter:innen der Europäischen Kommission zusammensetzt, mit EFI als Sekretariat.